Trotzdem

In einem geistlichen Lied von Albert Frey heißt es: „Herr, ich danke dir, dass du mich kennst und trotzdem liebst“. Über dieses „trotzdem“ stolpere ich trotz der schönen Melodie immer neu, weil ich es für gefährlich halte. Wer sein Verhältnis zu Gott aus der Perspektive „Ich bin schlecht und voller Schuld“ entwickelt, kann nicht wirklich befreit leben und glauben. Manche religiösen Gruppen betonen die Defizite, um dann ihre Heilslehre als Lösung zu präsentieren. Aber wie soll ein Glaube, der aus Minderwertigkeitsgefühlen und Angst genährt wird, dem Heil des Menschen dienen?

Eine wirklich frohe Botschaft ist für mich dagegen die Aussage: „Gott liebt mich, wie ich bin“. Sie klammert das nicht-perfekt sein nicht aus, verändert aber die Perspektive, betont die bedingungslose Zusage. Es ist wie bei zwischenmenschlichen Beziehungen: Wer darauf vertrauen kann, dass da einer trägt und auch erträgt, gewinnt aus dieser Liebe die Kraft, an sich zu arbeiten. Deswegen singe ich an dieser Stelle immer: „Ich danke dir, dass du mich kennst und trägst und liebst!“.